Frontal-21-Reporter packt aus: Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor Parlamentsausschuss
- OMEGA 24

- 27. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Erstmals spricht ein ZDF-Mitarbeiter offen über interne Missstände
In einer bemerkenswerten und beispiellosen Wende hat *Andreas Halbach*, ein langjähriger Redakteur des ZDF-Magazins Frontal 21, vor dem Kulturausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags deutliche Kritik an den Strukturen und Praktiken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geäußert. Die Anhörung, die als Sachverständigenbefragung stattfand, markiert einen seltenen Moment der öffentlichen Selbstkritik aus den eigenen Reihen der öffentlich-rechtlichen Medien.
Konkrete Vorwürfe gegen das System - Einschüchterung und Zensur
Halbach berichtete von systematischen *Einschüchterungsversuchen* gegen Kollegen, die kritische Berichterstattung betreiben wollten. Besonders drastisch schilderte er den Fall eines Kollegen, der nach 23-jähriger Mitarbeit beim WDR eine fristlose Kündigung erhielt, nachdem er intern Kritik geäußert hatte. Ein weiterer ZDF-Kollege sei nach interner Kritik mit einer "Strafversetzung" bestraft worden.
"Druck und Einschüchterungsversuche bei Kritik - die gibt's", bestätigte Halbach auf eine direkte Frage im Ausschuss und widersprach damit der offiziellen Darstellung der Sender.
Politisch motivierte Berichterstattungsverbote
Der Frontal-21-Redakteur lieferte konkrete Beispiele für politisch motivierte Einflussnahme auf die Berichterstattung:
Fall 1: Verweigerung der Sozialwohnung
Halbach wollte über eine deutsche Familie berichten, die bereits eine Zusage für eine Sozialwohnung erhalten hatte, diese aber letztendlich nicht bekam, weil sie an eine Migrantenfamilie vergeben wurde. Die Familie lebte in einer "völlig verschimmelten Wohnung" und stand bereits lange auf der Warteliste.
"Mit dieser Familie habe ich ein Interview gemacht", schildert Halbach. "Die waren natürlich sehr enttäuscht, haben Klartext geredet in O-Tönen." Doch genau diese kritischen Aussagen seien unerwünscht gewesen: "Diese Klartexte waren leider nicht erwünscht in der Berichterstattung - die sind dann auch nicht gesendet worden."
Fall 2: Schlesinger-Affäre
Auch im Fall der ehemaligen rbb-Chefin Patricia Schlesinger sei ihm vom Sender der Mund verboten worden. Halbach hatte früh Unstimmigkeiten in der Kommunikation der Sender bemerkt und wollte darüber berichten. "Da hieß es plötzlich, dass Recherchen gegen befreundete Sender nicht erwünscht seien", berichtet er. "Im Endeffekt ist ein Fernsehbericht mir nicht gestattet worden."
Strukturelle Defizite im System
Allmacht der Intendanten
Besonders kritisch äußerte sich Halbach über die Machtstrukturen in den öffentlich-rechtlichen Sendern. Er verglich die Hierarchien mit denen der katholischen Kirche: "Die Leitordnung sieht vor, dass der Intendant, respektive in der vorgelagerten Hierarchie der Chefredakteur, immer das letzte Wort hat. Das erinnert mich wirklich an Machtstrukturen in der katholischen Kirche, wo der Bischof das letzte Wort hat."
Versickernde Beschwerden
Der Journalist beklagte, dass Beschwerden systematisch "versickern" und oft abgelehnt werden. Für Journalisten der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten gebe es kaum Möglichkeiten, Kritik anzubringen. "Für mich ist es frustrierend, wenn man sich mit Kritik einbringt, dann aber nie wieder etwas davon hört", erklärte er.
Forderung nach Redaktionsstatut
Als Konsequenz aus seinen Erfahrungen fordert Halbach die Einführung eines **Redaktionsstatuts** beim ZDF. "Die gegenwärtige Situation des größten deutschen europäischen Fernsehsenders ohne ein Redaktionsstatut ist demokratiegefährdend, das darf nicht sein", betonte er vor dem Ausschuss.
Während die ARD-Sendeanstalten jeweils eigene, unterschiedlich starke Redaktionsstatute haben - die allerdings auch als zu schwach kritisiert werden - fehlt ein solches Instrument beim ZDF vollständig.
Wandel in der Wahrnehmung
Halbach, der von der FDP als Sachverständiger vorgeladen worden war, machte deutlich, dass sich seine Haltung gegenüber der Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk gewandelt hat: "In der öffentlichen Wahrnehmung steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk zunehmend unter dem Vorwurf der Einseitigkeit oder Nähe zu politischen Mehrheiten. Lange habe ich solche Kritik für unbegründet gehalten. Doch aus eigener Erfahrung erkenne ich inzwischen strukturelle Defizite, etwa beim Beschwerdemanagement oder beim Schutz redaktioneller Unabhängigkeit."
Bedeutung für die öffentliche Debatte
Die Aussagen von Andreas Halbach sind deshalb so bedeutsam, weil sie von einem **aktiven Mitarbeiter** des Systems stammen, der seit elf Jahren bei Frontal 21 arbeitet und somit über intime Kenntnisse der internen Abläufe verfügt. Seine Kritik ist umso gewichtiger, als sie von jemandem kommt, der das System von innen kennt und nicht von außenstehenden Kritikern stammt.
Die Anhörung im nordrhein-westfälischen Landtag könnte einen Wendepunkt in der Debatte um die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darstellen und zeigt, dass die Diskussion über die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland eine neue Qualität erreicht hat.
Quellen: [NIUS], [Apollo News]










