Deutsche Kartoffeln in Biogasanlagen – Handel setzt auf Importe
- OMEGA 24

- 8. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Rekordernte – und trotzdem kein Absatz
Trotz einer Rekordernte landen deutsche Kartoffeln zunehmend in Biogasanlagen, während Supermärkte vermehrt auf Importware setzen. Ein paradoxes Bild, das Landwirte frustriert und Fragen zur Marktsteuerung aufwirft.
Im Jahr 2025 verzeichnen deutsche Landwirte die größte Kartoffelernte seit 25 Jahren: rund 13,4 Millionen Tonnen wurden laut Bundesministerium für Landwirtschaft eingefahren. Die Anbaufläche stieg um 6,7 % auf 301.000 Hektar, und die Hektarerträge lagen bei etwa 44 Tonnen – ein Spitzenwert.
Doch statt in den Handel zu gelangen, werden viele dieser Kartoffeln energetisch verwertet, etwa in Biogasanlagen. Der Grund: dramatisch gesunkene Erzeugerpreise. Für vorwiegend festkochende Kartoffeln erhalten Landwirte aktuell nur etwa 14,9 Euro pro Dezitonne, in Bayern sogar nur 12,5 Euro/dt – ein Drittel weniger als im Vorjahr.
Biogasanlagen als Notlösung
Die energetische Nutzung von Kartoffeln ist nicht neu, aber sie nimmt zu. Besonders überschüssige oder qualitativ nicht einwandfreie Ware wird in Biogasanlagen verwertet. Dabei gelten strenge rechtliche Vorgaben: Kartoffeln dürfen nur als pflanzliche Nebenprodukte eingebracht werden, und der Einsatz muss genehmigt sein. Auch phytopathologische Risiken – etwa die Übertragung von Krankheiten – sind zu beachten.
Die Gasausbeute steigt mit dem Stärkegehalt der Knollen, was Kartoffeln zu einem attraktiven Substrat macht. Dennoch bleibt diese Nutzung für viele Landwirte ein wirtschaftlicher Notnagel.
Importkartoffeln im Supermarkt
Parallel dazu berichten Landwirte und Verbraucher, dass in deutschen Supermärkten vermehrt Kartoffeln aus dem Ausland angeboten werden – etwa aus den Niederlanden, Frankreich oder Ägypten. Gründe dafür sind:
Handelsverträge und Preisvorteile bei Importware
Standardisierte Verpackung und Sortierung im Ausland
Fehlende Absatzstrukturen für regionale Ware
Lager- und Logistikprobleme bei heimischen Erzeugern
Diese Entwicklung führt zu einem Wertverlust regionaler Landwirtschaft und untergräbt die Idee von Nachhaltigkeit und kurzen Lieferketten.
Fazit: Marktversagen oder Systemfehler?
Die aktuelle Lage zeigt ein strukturelles Problem: Überproduktion trifft auf mangelnde Vermarktung. Während deutsche Kartoffeln in Biogasanlagen verschwinden, füllen Importprodukte die Regale. Für Verbraucher, die regionale Produkte bevorzugen, ist das ein Widerspruch – und für Landwirte ein wirtschaftlicher Schlag.
Politik und Handel sind gefordert, transparente Herkunftskennzeichnungen zu fördern, regionale Absatzwege zu stärken und faire Preise zu sichern. Denn die Kartoffel gehört nicht ins Fermenter, sondern auf den Teller.

Quellenangaben
agrarheute.com: Kartoffeln landen in der Biogasanlage – Kartoffelpreise im Keller
topagrar.com: Einsatz von Kartoffeln in Biogasanlagen – vorher prüfen!
Dethlinger Newsletter: Rechtliche und technische Aspekte beim Einsatz von Kartoffeln in Biogasanlagen








